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Wege zum Gartenglück

Von der Bank aus schweift der Blick über elegant geschwungene Rasenflächen und sorgsam komponierte Staudenrabatten. Das sanfte Plätschern eines Wasserspiels untermalt die idyllische Szenerie und in der Luft liegt der Duft gerade aufgeblühter Rosen.

Zu schön, um wahr zu sein? Keineswegs, manchmal sind selbst in eingewachsenen Gärten nur ein paar kleine Korrekturen nötig, um ihnen das gewisse Etwas zu verleihen. Gartenprofis wissen, worauf es dabei ankommt.

 

Planen statt Träumen

Was wirkt, wie ein vom Himmel gefallenes Stück vom Paradies, ist meist das Ergebnis sehr irdischer Überlegungen. Und sieht je nach Grundstück vollkommen verschieden aus. Un­abhängig von der Optik wünschen sich die meisten Menschen ihren Garten als Wohnzimmer im Grünen, das möglichst pflegeleicht sein soll. Dabei haben sich die Ansprüche im Laufe der letzten 15 Jahre durchaus gewandelt, weiß Ottmar Hübner von der Allgäuer Firma Hübner Gärtner von Eden: „Individualität und hochwertige Materialien sind stärker gefragt als früher. Auch die Pflanzen stehen wieder mehr im Vordergrund.“

Ein wirklicher Traumgarten entsteht aus dem Zusammenspiel von Standortgegebenheiten und individuellen Wünschen. Und diese Wünsche muss der Profi erst einmal kennen lernen.

Zuhören und Visionen entwickeln

Sicher: Pflanzenkenntnisse, ein gutes Raumgefühl und ein Gespür für Ästhetik gehören zum Handwerkszeug jedes guten Planers. Doch am Anfang sind auch ganz menschliche Qualitäten gefragt. Es geht darum, den Kunden so gut zuzuhören, dass man ihren Gartentraum versteht.

Gut zuhören und die richtigen Fragen stellen, das ist der Beginn jeder Planung. Ganz wichtig ist auch die Architektur des Hauses. Haus und Garten sollten eine harmonische Einheit bilden. Die Landschaftsarchitektin Margarete Hoberg-Klute von Klute Garten- und Landschaftsbau überrascht ihre Kunden immer wieder damit, dass sie die Planung im Haus beginnt. Dabei möchte sie ein Stück des Gartens nach innen holen. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an die Gestaltung des Gartens. Liegt eine Rabatte direkt vor dem Wohnzimmerfenster, sollte sie auch im Winter noch gut aussehen.

Weiterentwickeln geht immer.
Ob der Sitzplatz am bereits vorhandenen Teich, das neue Sonnensegel oder ein kunstvoll gestaltetes Wasserspiel.

Sind die Wünsche geklärt, wird damit begonnen, den passenden Stil für den Garten zu finden. Das ist vor allem für frisch gebackene Gartenbesitzer meist ein völlig neues Terrain. Dafür nutzen die Gärtner von Eden gerne den Gartentypentest zur Unterstützung und als Entscheidungshilfe. Anhand von Fotos fällt es bei diesem Test leichter, die eigenen Wünsche zu erkennen. Schließlich ist ein Garten kein rational erklärbarer Sachverhalt, sondern besteht aus Bildern, die Stimmungen und Wohlbehagen auslösen. Das lässt sich nicht immer in Worte fassen.

Margarete Hoberg-Klute arbeitet aus diesem Grund ebenfalls gerne mit Fotos und zeigt, wie eine geschickt zusammengestellte Staudenrabatte aussehen könnte oder wie gut sich ein Schwimmteich in eine bereits bestehende Anlage integrieren lässt. Es geht darum, die Möglichkeiten des Gartens zu erkennen und dort, wo es Grenzen gibt, nach Lösungen zu suchen. Ist für einen Teich kein Platz, kann ein kleines Wasserbassin eine optisch ansprechende Alternative sein. Und wer aus beruflichen Gründen seinen Garten wochentags erst in den Abendstunden erleben kann, wird sich über ein durchdachtes Beleuchtungskonzept freuen. Der Garten muss einfach zum Leben seiner Bewohner passen und sollte sich im Laufe der Jahre auch verändern.

 

Ottmar Hübner

»Ein wirklicher Traumgarten passt so individuell zu seinem Besitzer wie ein
Maßanzug und lässt sich nicht beliebig oft kopieren.«

Von Unkraut zum Gemüse

Die ersten Kohlpflanzen dürften eher zufällig auf den Äckern unserer Ahnen gelandet sein. Doch vermutlich ließen sich schon die Steinzeit-Menschen die nahrhaften Blätter dieses vermeintlichen Unkrauts schmecken. Bis heute wächst dieser anspruchslose Wildkohl, der ebenso wie unsere Gemüsekohl-Arten botanisch Brassica oleracea heißt, auf Helgoland und an den Meeresküsten.  Im Laufe der Zeit gelang es den Menschen, immer neue Spielarten des Kohls zu züchten. Die heutige Vielfalt innerhalb der Art fasziniert: Von kopfbildenden Formen wie dem Wirsing, Weiß-, Rot- oder

 

Rosenkohl über Blattkohl wie dem Grünkohl bis hin zu Sorten, von denen wir die Blütenknospen verzehren, wie dem Blumenkohl oder Brokkoli.

Gesund sind sie alle, und das ist auch nichts Neues: Schon in der Antike aßen Griechen wie Römer Kohl und versprachen sich dadurch unterschiedlichste Heilwirkungen. Mittlerweile lassen sich zumindest einige der Inhaltsstoffe auch nachweisen: Die meisten Kohlsorten enthalten viel Vitamin C, Mineralstoffe wie Calcium oder Magnesium und in der Regel weniger als 30 Kilokalorien pro 100 Gramm.

 

Imagewandel vollzogen
Nicht nur der Wirsing gilt heute als modernes Powergemüse

Palmen im Blumenbeet

n der Küche lohnt es sich also, jede Spielart des Gemüsekohls zu servieren. Wer ihn selbst im Garten pflanzen möchte, sollte zu den vergleichsweise pflegeleichten und zugleich hübschen Sorten greifen. Während der Weißkohl im Erwerbsgartenbau am häufigsten angebaut wird, empfehlen sich für Privatgärten andere Sorten – vor allem der eingangs erwähnte Grünkohl: Er gilt als robust und hat zudem den Vorteil, dass er ab dem Spätherbst Blatt für Blatt bis zum Frühling gepflückt werden kann. Geerntet wird nach Bedarf, der Rest der Pflanze bleibt stehen und wächst bei milden Temperaturen weiter. Da die Blätter von unten nach oben gepflückt werden, erinnern die übrig gebliebenen Pflanzen mit der Zeit an kleine Palmen. Einige Sorten wie die ‘Ostfriesische Palme’ weisen schon in ihrem Namen darauf hin. Aber auch die bekannte Sorte ‘Lerchenzungen’ nähert sich mit jeder Ernte optisch einer Palme. In einem vollsonnigen, nährstoffreichen und nicht zu dicht bepflanzten Beet macht sich der Grünkohl gut als strukturgebende

 

Ergänzung zwischen Blütenpflanzen. Auf Gartenschauen wurde er zum Erstaunen der Besucher auch schon hin und wieder zwischen Dahlien gesetzt. Meist kommt dort Palmkohl wie der ‘Cavolo Nero’ zum Einsatz oder auch die besonders auffällige Sorte ‘Redbor’. Letzterer hat derart hübsche, purpurfarben gekräuselte Blätter, dass er von vielen Menschen als reine Zierpflanze eingesetzt wird. Dabei lassen sich auch seine Blätter wie „gewöhnlicher“ Grünkohl zubereiten.

Wer es noch ungewöhnlicher mag, kann zur Sorte ‘Flower Sprouts’, einer Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl greifen. Die purpur und grün gefärbten Röschen sind ein Hingucker auf jedem Teller und bis jetzt noch selten im Handel zu bekommen. Wie der Grünkohl ist auch diese Gemüse-Neuheit absolut frosthart, schmückt die Beete bis zum Frühling und beweist, dass es manchmal Unsinn ist, zwischen Zier- und Nutzpflanzen zu unterscheiden.